Über 374 Bäume durch LBM gefällt!


FWM3/DieLinke: Umweltfrevel bestätigt sich bei Besichtigung vor Vorort - Vertrauen in den Sachverstand der LBM-Behörde ist erschüttert.

Kreis Mayen-Koblenz. Die Fachabteilung der Kreisverwaltung MYK hat auf unsere Bitte hin innerhalb von 24 Stunden die Komplettrodungsarbeiten an der L52 gestoppt. Bedauerlicherweise sind bis zum Stopp doch noch über 374 Bäume gefällt worden.

Dass ein kleiner Teil der nahe an der Straße stehenden Bäume aus Sicherheitsgründen gefällt werden musste, steht außer Frage. Aber hier wurden gesunde Bäume gefällt, die ausreichend Abstand zur Fahrbahn hatten und keine zentrale Gefahr für die Autofahrer dargestellt haben. Die Komplettrodung auf beiden Straßenseiten ist für viele Vogelarten und andere Tiere ein bedeutsamer Verlust, da die Aufenthalts-, Ruhe- und Brutmöglichkeiten zerstört wurden. Dies ist umso schwerwiegender, da wir in diesem Bereich so gut wie keine größeren Waldflächen vorfinden. Ebenso wurde in den prägenden Charakter des Landschaftsbildes eingegriffen und mit der Beseitigung der vielen Hecken und Sträucher geht ein natürlicher Schutz gegen Wind verloren (Windbrecher, Schneeverwehungen). Durch den nahezu geraden und übersichtlichen Streckenverlauf gab es auch keine dominierende Unfallgefahr, zumal auch die Böschungen mit dem Baumbestand größtenteils mindestens zwei Meter höher gelegen waren. Da keine Warnschilder für Wildwechsel im Rodungsgebiet aufgestellt sind, ist von einem erhöhten Aufkommen von Wildunfällen auch nicht auszugehen. Anführen möchten wir noch, dass die gefällten 364 Bäume in den letzten Jahren einen wichtigen Beitrag zur CO2-Bilanz geliefert haben.

Für uns ist es nach wie vor unbegreiflich, dass eine solch schwerwiegende Rodung im Kreis Mayen-Koblenz geschehen konnte! Um die Rodung durch die Mayener LBM im Zusammenhang mit dem Antwortschreiben zur Maßnahmenbegründung vom LBM Koblenz verstehen zu können, haben wir eine genaue Sichtung und Dokumentation vor Ort am vorgenommen.

Erschreckendes Fazit:

Wir müssen festhalten, dass die tatsächliche vor Ort vorgefundene Situation nichts, aber auch gar nichts, zu tun hat mit der Maßnahmenbegründung.

Wie kommen wir darauf!

Bei den mehrtägigen Rodungsarbeiten wurden durch den LBM im Bereich der L52 Kehrig/Polch auf einer Strecke von nur einem Kilometer (Foto OpenStreetMap Altbestand 2019) beidseitig über 374 Bäume gefällt (gezählt ab einem Durchmesser von 20cm). Lediglich eine Handvoll von Bäumen wurde verschont und stehengelassen. Nicht aufgeführt und berücksichtigt von uns wurden die gehäckselten Kleinhecken und Sträucher.

Dieses erschütternde Gesamtergebnis unterstützt unsere Annahme, dass

    1.) diese Maßnahme nicht durch einen Baumkontrolleur begleitet oder unterstützt wurde.

    2.) der LBM kein professionelles Baummanagement betreibt, welches den Bestand detailliert im Blick hat und sich um Anpflanzungen und die fortlaufende Pflege kümmert.

    3.) die Kreisbehörde, Verbandsgemeinden nicht vom LBM eingebunden waren.

    4.) beim LBM die Verantwortungsträger oder auch die zuständigen Mitarbeiter auf bestehende Naturschutzgesetze und Richtlinien hin nicht ausreichend geschult sind. Wenn doch, dann kann man diesen Umweltfrevel nur noch aus wirtschaftlicher Erwägung heraus rechtfertigen. Der LBM sollte dann aber die Rodung als Holzernte bestätigen und erklären.


Wie unschwer zu erkennen ist, besteht hier Aufklärung und Handlungsbedarf!

Unser Faktencheck:
Wir möchten vorerst an zwei Beispielen verdeutlichen, wieso Aufklärungsbedarf besteht.



Erstes Beispiel!
Der LBM schreibt und behauptet als Rechtfertigung der Maßnahme: "Im Fall der L52 wurde der Streckenverlauf eingekürzt und verjüngt sowie Pioniergehölze entfernt. Durch diese Herausnahme wird der notwendige Licht- und Luftraum geschaffen, um das Wachstum von Strauchflächen zu fördern und das Austreiben bewusst anzuregen. Zudem musste ein rückseits verlaufender Wirtschaftsweg freigestellt werden, um die Zufahrt der anliegenden landwirtschaftlichen Flächen zu ermöglichen.

Auf den nachfolgenden Fotos (1 und 2 ) ist unschwer zu erkennen, dass die Zufahrt zu der anliegenden landwirtschaftlichen Fläche immer gegeben war. Trotzdem fällte der LBM auf einer Länge von 200 Metern an dieser Stelle unnötig 10 Bäume (Durchmesser 2x >70cm, 2x >50cm, 1x >40cm, 2x >30 cm, 3x >20cm).

Zweites Beispiel!
Auf den nachfolgenden Fotos (5 und 6) ist sehr gut zu erkennen, dass es gar keine Zufahrt zu den anliegenden landwirtschaftlichen Flächen gibt und die Baumreihe zwischen 4 bis 10 Meter entfernt und erhöht vom Straßenrand wuchs. Trotzdem fällte der LBM auf einer Länge von 400 Meter an dieser Stelle über 38 Bäume (Durchmesser 4x >70cm, 7x >60cm, 4x>40cm, 8x >30cm, 15x >20cm). Zudem ist zu sehen, dass die Bäume weit abseits der L52 wuchsen und zudem auf einer Anhöhe. Auf diesen 400 Metern wurde ein regelrechter Kahlschlag vom LBM vollzogen. Die Begründung vom LBM, dass es wichtig ist, den Streckenverlauf der L52 einzukürzen und zu verjüngen sowie Pioniergehölze zu entfernen, gleicht auf diesem Streckenabschnitt einem Totalversagen.

Wir könnten an dieser Stelle weitere Besonderheiten anführen, möchten jedoch klar feststellen, dass diese LBM-Maßnahme mit einer umweltverträglichen Straßenpflege nichts zu tun hat. Unser Vertrauen in den Sachverstand der LBM-Behörde ist erschüttert.

Dieser Sachverhalt wurde an den Landrat MYK, die Verbandsgemeinden Vordereifel und Maifeld, die Stadtverwaltung Mayen, die Landesgeschäftsstelle NABU, die SGD-Koblenz, die Landtags- und Polizeibehörde und natürlich an den LBM-Koblenz zur Stellungnahme gesendet.

Bis zum Stopp sind über 374 Bäume gefällt worden. Davon hatten 175 Bäume einem Durchmesser von 20 bis 30cm, 133 Bäume von 30 bis 40cm, 40 Bäume von 40 bis 50cm, 11 Bäume von 50 bis 60cm, 8 Bäume von 60 bis 70cm, 7 Bäume von 70 bis 80cm.

Da die Rodung der 374 Bäume von den verantwortlichen Behörden heruntergeredet wird, wurde von uns ein Antrag zur kommenden Kreistagssitzung gestellt.

Foto FWM3

Pressemitteilung
Fraktionsgemeinschaft FWM3/Die Linke im Kreistag Mayen-Koblenz
05.02.2023


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