Politisch gewollter Spardruck bedroht auch das Mayener Krankenhaus
Freie Wähler Mayen-Mittelrhein-Mosel besorgt - FWM3 im Dialog vor Ort
Kreis Mayen-Koblenz.
Am vergangenen Freitag besuchten die FWM3-Mitglieder aufgrund der aktuellen Krisenmeldungen
das Mayener Krankenhaus. Erfreut waren die Freien Wähler, dass die Küche des Krankenhauses
nicht geschlossen wurde, wie von der SPD zuletzt pressemäßig konstatiert. Verschiedene
Gespräche machten klar, dass in diesem Bereich bisher auch noch keine betriebsbedingten
Kündigungen ausgesprochen worden sind. Das waren aber auch schon die guten Nachrichten.
Mit Sorge betrachten die Freien Wähler seit Jahren den Kostendruck, die Personalnot und
die Überlastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die an den deutschen Krankenhäusern
vorherrschen. Mit der Einführung der Diagnose-bezogenen Fallpauschalen, der DRGs, werden
bestimmte Behandlungsprozeduren seit 2003 durch eine feste Pauschale vergütet. Oft liegen
die Kosten aber höher, als die feste Pauschale der Krankenkassen, die meistens sehr knapp
bemessen sind. "Durch die politische Einführung der DRGs stehen die Krankenhäuser unter
enormen Kostendruck", stellte der FWM3-Spitzenkandidat für die Kreistagswahl, Hans-Georg
Schönberg, deshalb fest.
Besonders das Mayener Krankenhaus, welches sich noch in kommunaler Hand befindet und mit
251 Betten eine gute Regelversorgung anbietet, leidet aufgrund seiner breiten Aufstellung
und der von der Politik erzeugten schlecht(er)en Rahmenbedingungen. So trifft z.B. die
Mindestmengenregelung das Mayener Krankenhaus besonders, da nicht immer die vorgegebene
Zahl an Fällen einer bestimmten Behandlung zustande kommt. Die Folge: Es gibt kein Geld.
Dadurch konzentrieren sich bestimmte Leistungen auf zentrale große Standorte, wie
Koblenz, was auch politisch so gewollt ist. Den Schaden hat das Mayener Krankenhaus,
das dauerhaft hochwertige Versorgung sicherstellen soll und möchte, aber dafür nicht
die notwendigen Erlöse von den Krankenkassen erhält! Für Hans-Georg Schönberg ist es
ein Skandal, dass die Landes- und Bundespolitik unter einem einseitigem
Wirtschaftlichkeitsverständnis Veränderungen bewusst ansteuert und offensichtlich nicht
zur Kenntnis nehmen will, dass Fehlanreize und strukturelle Steuerungsschwächen die
ländlichen Krankenhäuser zunehmend vor die Existenzfrage stellen!
Da die Personalkosten der größte Ausgabenblock sind, sparen die Geschäftsführer des
Gemeinschaftsklinikums Mittelrhein seit Jahren beim Pflegepersonal und den
Service-Beschäftigten. Dadurch entfällt immer mehr Arbeit auf weniger Personal. Überlastung
und eine Verschlechterung der Versorgungsqualität sind die Folge. Kein Wunder, dass
z. B. die Ankündigung, dass das Essen (als Tiefkühlkost) zukünftig auf den Stationen
aufbereitet und aufgewärmt und nicht mehr in der Krankenhausküche gekocht werden soll, in
der Bevölkerung nicht gut ankommt. Betrachtet man das Verhältnis "Patienten pro
Krankenschwerster" mit den Niederlanden, dann kümmert sich eine Pflegekraft um sieben
Patienten. Während hierzulande im Schnitt eine Pflegekraft um 3 Patienten zu kümmern
hat. In der Schweiz und in Schweden etwa eins zu acht und in den USA kommen auf eine
Krankenschwester sogar nur 5,3 Patienten. Besonders heftig ist der Unterschied bei den
Nachtdiensten. Dort registriert Verdi bei einer Stichprobe ein Verhältnis von eins zu
19 und teilweise noch darüber hinaus.
Aber auch die Verlagerung des Mayener Krankenhauslabors nach Koblenz zeigt, dass
Notfälle zukünftig nicht mehr nach Mayen eingeliefert werden sollen, da die notwendige
Blutgruppenbestimmung nicht mehr ausreichend schnell möglich sein wird.
Ein Sonderbericht der Geschäftsleitung an den Aufsichtsrat des Krankenhauses stellt
aktuell fest, dass weitere Maßnahmen auf der Ausgabenseite zwingend notwendig erscheinen,
da die Einnahmen im Bereich Patientenversorgung im Jahr 2018 eingebrochen sind. So seien
in der Gynäkologie und der Inneren Medizin die Planziele deutlich verfehlt worden. Was
das genau für das Krankenhaus Mayen bedeutet, wird wohl bei der nächsten
Aufsichtsratssitzung Anfang April besprochen und beschlossen. Für die Freien Wähler steht
jedenfalls fest, dass Landrat Dr.Saftig und der Erste Kreisbeigeordnete B. Nauroth als
Mitglieder im Aufsichtsrat nicht weiterhin die Fakten schönreden können, so als wäre
alles in bester Ordnung. Nach dem Sonderbericht der Geschäftsführung ist dem nicht so
und die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis MYK haben das Recht mehr zu erfahren, auch
wenn die Nachrichten nicht immer positiv sind.
Dass es im Kreisgebiet auch positiv laufen kann, sieht man am St. Nikolaus
Stiftshospital in Andernach. Dies ist ebenfalls ein Krankenhaus der Regelversorgung
und mit 257 Planbetten mit Mayen vergleichbar, im Gegensatz hierzu ist es jedoch
rechtlich selbständig und gehört bis heute keinem (!) Verbund an. Darüber ist der
Vorsitzende der FWM3 Dr. Thomas Drysch (Andernach) heute besonders froh, zumal das
Krankenhaus z.B. 2016 selbst einen Überschuss von über 1,7 Mill. Euro erwirtschaftete.
Für Schönberg steht jedenfalls fest, dass die politisch befeuerte Privatisierungswelle
im Gesundheitswesen vor rund 15 Jahren viel Panik verursachte und die führenden
Politiker im Kreis MYK veranlasste, einen Partner für das Mayener Krankenhaus zu suchen,
da man der Meinung war, dass kleinere Krankenhäuser auf dem Land nur in einem
Krankenhausverbund überleben könnten. Dass es jedoch auch anders geht, zeigt das
Beispiel Andernach. "Ob ein >>Weiter so< im Falle des Gemeinschaftsklinikums
Mittelrhein aus Sicht der Region Mayen und ihrer Bürgerinnen und Bürger sinnvoll
ist, sollte deshalb unbedingt hinterfragt werden", zieht Hans Georg Schönberg für
die Freien Wähler Mayen-Mittelrhein-Mosel ein erstes (Zwischen-)Fazit.